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Ansprache des Prof. Dr. Dimos D. Mitsikostas am 25.02.2016 im EU-Parlament zur Ausrufung des „Internationalen Tags des Clusterkopfschmerzes“

(begleitet von einer Powerpoint-Präsentation)

 

 

 

„Das sind meine Offenlegungen. Die meisten der genannten Firmen sind im Bereich Schmerzen, Kopfschmerzen und Multiple Sklerose aktiv. Auf die eine oder andere Art habe ich von diesen Firmen Gelder erhalten.

 

Hier sehen Sie, wie derzeit die Auswirkungen und die Belastungen von Erkrankungen gemessen werden. Vor einigen Jahrzehnten standen an der Spitze dieser Liste Erkrankungen, „die tödlich verlaufen“. Das war sehr grausam. Von Zeit zu Zeit ändert sich die Sichtweise und heute liegt das Hauptaugenmerk auf Erkrankungen, „die Behinderungen nach sich ziehen“. Gerade vor einigen Monaten – vorletzten Sommer – erschien in der „Lancet“ ein Artikel, der die Belastung durch Erkrankungen weltweit auf der Basis der „durch die Krankheit verlorenen Jahre“ darstellte. Und wie sie sehen, steht an erster Stelle der Rückenschmerz. Danach findet sich die Depression, gefolgt von Eisenmangel-Erscheinungen, Nackenschmerzen, Gehörlosigkeit und – auf Platz sechs – Migräne. Auf Platz 18 findet sich der Medikamenten-Übergebrauchs-Kopfschmerz, eine verbreitete Kopfschmerzerkrankung, ein chronischer Kopfschmerz.

 

Wenn wir diese beiden Entitäten zusammenzählen, dann kommen die Kopfschmerzen bereits auf Platz drei der Krankheiten, die Behinderungen verursachen. Wenn wir weiterhin die Nackenschmerzen, die typischerweise ein Begleitsymptom des Spannungskopfschmerzes sind, noch mit einbeziehen, erhalten wir dieses Bild: Der wesentlichste Grund für Behinderungen in unserer Zivilisation ist Schmerz, entweder Rückenschmerzen oder Kopfschmerzen. Unsere Zivilisation leidet unter Schmerzen. An erster Stelle: Schmerz! Alles dreht sich um Schmerzen! Denn wir wollen leben – Jeder muss irgendwann sterben – aber Jeder will ein gutes Leben haben! Ein GUTES Leben!

 

Clusterkopfschmerz – Jeder kennt die Multiple Sklerose (ich bin selbst MS-Experte) – aber Keiner kennt den Clusterkopfschmerz. Beide haben die exakt gleiche Patientenzahl: 600.000 Menschen in Europa leiden am Clusterkopfschmerz. 600.000! Weniger als die Hälfte der Patienten hat je einen Spezialisten gesehen. 40% - weniger als die Hälfte! Jeder Dritte hat seine Arbeit verloren (sie haben vorhin den Erfahrungsbericht gehört). Drei Viertel der Betroffenen berichten von Einschränkungen in ihrem Alltag. Und – beachten Sie auch diesen Aspekt – die jährlichen Kosten pro Patient betragen in etwa 12.000 Euro. Wenn wir das hochrechnen, verursacht der Clusterkopfschmerz in der Europäischen Union mehr als 7 Milliarden Euro  Kosten. Mehr als 7 Milliarden pro Jahr! Das ist viel Geld. Das ist definitiv sehr viel Geld!

 

Wie sieht es auf der anderen Seite des Atlantik aus? Die Nationale Gesundheitsversicherung gibt – Achtung – 1,872 Milliarden Dollar für die Erforschung der Multiplen Sklerose in einem Jahrzehnt aus; aber nur 2 Millionen für die Clusterkopfschmerz-Forschung in den letzten 25 Jahren. (Anm.: fast 2000 Millionen in 10 Jahren gegenüber 2 Millionen in 25 Jahren – weniger als 0,4 %o). Für einen Zustand mit vergleichbarer Patientenzahl, mit vergleichbarer Belastung für die Patienten wie bei der MS. Das müssen wir ändern! Definitiv. Das ist unser Job. Vielen Dank für Ihre Unterstützung dabei. Wir müssen das ändern. Clusterkopfschmerz ist ein Selbstmord-Kopfschmerz. Er weckt den Todeswunsch in den Patienten. Und der Clusterkopfschmerz, der Selbstmord-Kopfschmerz, ist wahrscheinlich die schmerzhafteste Erkrankung.

 

Depression und Adipositas sind sehr verbreitete Begleiterkrankungen zum Clusterkopfschmerz.

 

Sehen Sie sich diese sehr alte griechische Studie an. Beim Medikamenten-Übergebrauchskopfschmerz ist Depression mehr als 35fach erhöht gegenüber der nicht kopfschmerzbelasteten Bevölkerung. Mehr als 35fach! Unglaublich!

 

Was ist mit der Periodizität? Es besteht eine jährliche Periodizität und eine tägliche Periodizität. Im Jahresverlauf haben wir – wie Sie hier sehen – besonders ausgeprägte Episoden im Frühjahr und im Herbst. Und wie Sie hier sehen, steigt die Attackenhäufigkeit zur Nachtzeit. Es bestehen also zwei Periodizitäten: stärker frequentiert nachts und übers Jahr stärker in Frühling und Herbst.

 

Aus diesem Grund haben die Europäische Kopfschmerz Föderation und die Europäische Kopfschmerz Allianz gemeinsam entschieden, einen besonderen Gedenktag für den Clusterkopfsachmerz auszurufen. Ein Tag, um denen in der EU zu gedenken, die an Clusterkopfschmerz leiden. Dazu haben wir uns den 21. März ausgesucht. Warum? Weil es der „Equinox“ ist. Equinox stammt aus dem lateinischen „aequus“ (gleich) und „nox“ (Nacht), und das bedeutet, dass an diesem Tag der Tag und die Nacht die gleiche Länge haben. Wie wir eben hörten, treten die Clusterkopfschmerz-Episoden verstärkt um die Frühlings- und Herbst-Tag-und-Nacht-Gleiche, um die Sonnenwende, herum auf. Warum auch immer: Der Equinox triggert die Clusterkopfschmerz-Episoden. Und daher stammt auch der Name: Cluster- (=Haufen, gehäuftes Auftreten) Kopfschmerz. Das bedeutet, Sie haben eine absehbare Periode täglicher Attacken im Jahresverlauf. Cluster-Kopfschmerz!

 

Und darum haben wir den 21. März ausgewählt, um denen in der EU zu gedenken, die an Clusterkopfschmerz leiden. Und zusammen mit denen, die an Clusterkopfschmerzen leiden ist es unser Ziel, die Menschen aufzuklären, Entscheidungsträger zu sensibilisieren – das ist eine besonders wichtige Zielgruppe – und wir müssen die Ärzte aufklären, Behandlungszentren in ganz Europa etablieren, um die Versorgung der Clusterkopfschmerz-Patienten sicherzustellen. Das ist unser Ziel! Das ist es, was wir bedenken sollen und das ist der Grund, warum wir hier und heute zusammengekommen sind.

 

Vielen Dank.“